Inspiriert von den vielfältigen Möglichkeiten des digitalen Lernens entschieden Florian und Christian im Frühjahr des letzten Jahres, dass zoom erst der Anfang war. „Wir dachten, dass Lernen wann immer, wo immer und so oft man möchte, für einige Seminare perfekt ist. Dann sprachen wir mit unseren Dozenten.“ Florian lacht: „Von den Vorteilen für unsere Schülerinnen und Schüler mussten wir sie nicht überzeugen, doch irgendetwas trübte ihre Begeisterung…“
Was das war, stellte sich schnell raus: ihre Filmrolle. Aus erfahrenen, kompetenten Dozenten, die gerne unterrichten, die alle im Unterricht mitnehmen, die ihr Wissen anschaulich vermitteln können, die seit Jahren eine eigene Praxis haben und gestandene Persönlichkeiten sind, wurden schon Wochen vor den eigentlichen Aufnahmen – ja, was eigentlich? Schwer zu sagen, aber sie litten an einer Krankheit, die sie selbst naturheilkundlich nicht behandeln konnten:
Andreas erinnert sich noch gut: „Es war eine wirklich großartige Idee. So ein Tutorial hätte ich mir während meiner Ausbildungszeit auch gewünscht. Doch ich dachte auch: Oh je, ich vor der Kamera?!“ „Kamera ist so gar nicht meins,“ sagt auch Meike. Doch dann kommen (gefühlt) gleich fünf Lachanfälle auf einmal, während sie sich an die Zeit vor ihrem ersten Drehtag erinnert. „Ich war um 4.00 Uhr früh hellwach. Gefühlt hatte ich tausend Falten auf der Stirn.“
Nicoles erste Reaktion kommt ebenfalls aus tiefstem Herzen: „In mir war ein großes UiJuiJui, au weia,“ gesteht sie lachend. „Ich begann sofort, mir Gedanken zu machen: Wie setze ich meinen lebendigen Unterricht so in Film um, dass alle möglichst viel davon haben? Es sollte ja etwas Großartiges werden.“ Kein Wunder, dass sich dieser hohe Anspruch bei ihr zum Dauer-Lampenfieber entwickelte.
Nur Bärbel blieb die Ruhe selbst und ließ alles gelassen auf sich zukommen. Das lag wohl auch an dem Briefing von „Regisseur“ Florian: „Komm einfach. Lass uns dann schauen, wie es wird. Wir probieren einfach alles mal aus.“
Unser Unterrichtsraum war nun ein Set. Mit einem Podium auf Kartons, einem Großplakat als Kulisse, zwei Standkameras, diversen Laptops, einem Teleprompter und Unmengen Kabel. Bärbel war die erste, die unser neues Filmstudio betrat. „Ich hatte mich auf lockeres Testen eingestellt. Wollte alles auf mich zukommen lassen, spontan sein. Doch dann waren da Kameramann Lars und Florian, überall sah man diese Profi-Technik, kurz darauf kamen auch noch Christian und Miguel dazu. Ich dachte nur: Oh, nein, das ist mir zu viel Wirbel. Es ist doch nur ein Test!“ Durch diesen unerwarteten Zuschauer-Ansturm ließ Bärbel sich jedoch nur kurz verunsichern. Selbst als Andreas etwas früher kam und dadurch das anwesende Publikum weiter vergrößerte, zuckte sie mit keiner Wimper. Sie unterrichtete einfach weiter – vor laufender Kamera.
Andreas’ wochenlange Anspannung verflüchtigte sich ebenfalls: „Ich sah Bärbel vor der Kamera und dachte nur: Na, ja – sie lebt ja noch! Was soll mir da schon passieren…“ Andreas lacht und erzählt schmunzelnd weiter: “Ich empfand es als sehr angenehm, dass Florian und Christian da waren, und als ich vor die Kamera musste, fühlte ich mich nicht mehr als schwacher Prüfling, sondern als starker Hauptdarsteller.“ Andreas lacht wieder. „Das hat ganz gut funktioniert…“
Meikes Stimme strahlt wie ihre Augen: „Es war super, dass Christian und Florian dabei waren. Christians Anwesenheit hat mich geerdet, er war mein Baum. Florian hatte mehr so ne lockere „Probiers-einfach-aus-Energie“, das hat ebenfalls geholfen. Es war so eine mutmachende Hand im Rücken, die mich nach vorne schob.“
Und Nicole? „Meine Aufregung wuchs von Minute zu Minute. Aber so bin ich nun mal. Ständig dachte ich: Hoffentlich mach ich das gut… Es war ganz furchtbar. Doch das Lockere unseres Kameramanns Lars gab mir dann schnell das Gefühl: Das kriegen wir alles hin! Christians Anwesenheit beruhigte mich ebenfalls. Und als dann noch mehr vertraute Gesichter dazu kamen, fühlte ich mich rundum aufgehoben. Es war sooo schön…“
Ein „Coaching“ der genüsslichen Art – sozusagen für Leib und Seele – hatte sich Lars ausgedacht: Er hatte selbst gebackenen Apfelkuchen dabei. Nervennahrung mit Fruchtgeschmack.
Wer Nicoles Live-Unterricht kennt, der weiß: Sie redet mit Händen und Füßen. Geht das auch im Film? Oder wirkt das zu hektisch? Doch auch im Film ist unser Wirbelwind Nicole sie selbst geblieben. „Ich wollte nicht zu viel ablesen, immer schön in die Kamera schauen, meine Begeisterung sollte Raum erhalten…“ Selbstverständlich ist ihr das gelungen. Es konnte garnicht anders sein.
Andreas hat seinen Unterricht sogar nach und nach zum Drehbuch umgeschrieben und Szene für Szene durchgespielt. „In der Vorbereitungszeit habe ich mich selber aufgenommen und überprüft, ob es so geht, wie ich es mir denke. Gefühlt bin ich den Anfang zigtausendmal durchgegangen, damit er richtig sitzt. Ich habe kaum etwas dem Zufall überlassen, habe eigene Bilder gezeichnet und mein Tutorial innerlich fast schon choreografiert.“
„Als die Testaufnahmen vorbei waren, war ich fast euphorisch. Ich hab mich sogar auf die eigentlichen Filmaufnahmen gefreut… Doch es war auch anstrengend. Mein Konzentrationsregler war die ganze Zeit auf „volle Pulle“ gedreht. Als dann meine Fächer im Kasten waren, war ich erleichtert, dass das Projekt nen Haken bekommen hat.“ Andreas lächelt fast schon schelmisch, während er weiter spricht: „Ich habe richtig Lust bekommen, so etwas wieder zu machen.“ Dass er einmal kamerascheu war, scheint so vergangen wie das letzte Jahr. Rückblickend sagt er: „Es war ein spannendes persönliches Abenteuer.“
Als Nicoles Tutorial abgedreht war, leuchteten nicht nur ihre Augen, sondern ihr ganzes Gesicht. Und irgendwie auch ein wenig abgedreht. „Ich war danach sowas von aufgekratzt, irgendwie glücklich und voller Energie. Ich hab was eingekauft, kam zu Hause an, fiel aufs Sofa und schlief sofort ein…“ Und Meike? In ihrer unnachahmlichen Art fasst sie zusammen, wie sie sich nach dem letzten Drehtag fühlte: „Haken gemacht mit Purzelbaum.“
Mittlerweile sind die Tutorials geschnitten und auf unserer „Grünen Schule Lern App“ veröffentlicht. Ob über den heimischen PC, Mac oder das Tablet oder für unterwegs als App für iOS und Android – unsere Lernvideos sind jederzeit und überall für unsere HP-Schülerinnen und Schüler abrufbereit. Das entsprechende Skript gibts als Download und ist gegliedert wie der Vortrag. Ein lebendiger Lern-Dialog, der richtig Spaß macht.
Eigentlich dachten wir ja anfangs, dass wir Euch hier liebenswerte Patzer oder eine komische Panne zeigen könnten, über die wir uns alle immer noch amüsieren. Und die zu Schul-Anekdoten werden. Aber nichts von all dem geschah. Alle waren einfach nur eins: perfekt. Meike, Nicole, Bärbel und Andreas gehören auf den roten Teppich, der bei uns natürlich grün ist.
Daher an dieser Stelle von uns allen im Schulbüro und anstatt eines Schul-Oscars:
Ihr Lieben, Ihr seid wunderbar – in jeder Unterrichtsform. Mit und ohne Kamera.
Wie wärs mit einer Film-Kritik? Schreibt uns gerne ein Feedback für unsere vier neuen Dozenten-Stars am Tutorial-Himmel.
Hinterlasse einen Kommentar
An der Diskussion beteiligen?Hinterlasse uns deinen Kommentar!