Carolin war eine unserer ersten Follower als wir uns im Sommer 2020 erstmalig auf Instagram präsentierten. Und auch wir folgten ihr schon bald, da ihre Aufnahmen und Beschreibungen unserem Verständnis von Heilpflanzen entsprachen.
Wir tauschten Herzchen aus, kommentierten unsere Beiträge und irgendwann landeten wir dann auch im Chat und am Telefon. Unsere Idee, ab und an Heilpflanzenrätsel auf unserem account zu präsentieren, nahm sie begeistert auf. Doch da man aus virtuellen Kontakten durchaus auch reale machen sollte, wollten wir sie gerne persönlich kennenlernen. Und das geht am besten mit Fragen:
„Eigentlich war und bin ich Portrait-Fotografin. Ich fotografiere Menschen, die für ihr Tun brennen, möchte ihrer Leidenschaft fotografisch Ausdruck verleihen, also z.B. für ihre Homepage. Mit meiner Kamera möchte ich ihrem Wesen nahe kommen, ihr Eigenes zum Leuchten bringen. Das gilt natürlich auch für private Portraits, für erwachsene Gesichter. Für alle, die kein Klischee inszeniert sehen, sondern sich selbst sehen möchten. Dann kam der erste Lockdown 2020 und meine Arbeit wurde unmöglich. Zum Glück interessierte mich schon immer die Makrofotografie. Sie zeigt, was wir jederzeit sehen können, aber zumeist übersehen. Sie ist wie der genaue Blick, der sich auf das Wesen der Dinge fokussiert. Das finde ich sehr faszinierend. Ich hatte daher auch schon länger mit einem richtig guten Makroobjektiv geliebäugelt; den Kauf jedoch immer wieder verschoben. Nun schien die Zeit dafür gekommen. Ich sagte mir: Wann, wenn nicht jetzt.
Um mich mit meinem neuen Objektiv anzufreunden, bin ich in meinen Garten gegangen und betrachtete alles, was da so blüht und wächst, erstmalig nicht mit den Augen, die sich manchmal ja auch gerne ablenken lassen, sondern fokussiert in der Vergrößerung des Makros. Danach war ich bei meiner Nachbarin, die sehr viele Heilpflanzen in ihrem Garten hat. Das hat mich dann von jetzt auf sofort geflasht. Ich fühlte mich wie von der Muse geküsst…“
„Zuerst habe ich die Fotos nur für mich gemacht. Weil ich es liebe, das Besondere im Unscheinbaren und das Großartige im Kleinen zu entdecken. Mir wurde dabei aber auch bewusst, dass wir uns von der natürlichen Natur um uns herum viel zu weit entfernt haben. Und dadurch auch ein Stück weit von unserer eigenen.“
„Ich war total fasziniert und fühlte, dass über das Erkennen der Schönheit auch der Wunsch nach mehr Wissen entstehen kann. Wenn man dann noch erfährt, was in jeder einzelnen Pflanze so drin steckt, welche Eigenart sie hat, was in ihr an Wissen verborgen ist, und wie gut einem bestimmte Inhalte einer Pflanze bei bestimmten Zuständen tun – da wurde für mich aus dem kleinen Wunderwerk Pflanze ein großes Wunder. Unglaublich und doch real. Für mich ist dadurch so ne Art Vorhang aufgegangen. Ich entdeckte eine völlig neue Welt.“
Während sie fast ohne Punkt und Komma spricht, spürt man ihre Begeisterung. Und versteht auch, dass sie über die optische Faszination vor allem ihre inhaltliche Faszination teilen, bei anderen initiieren oder verstärken möchte. Mittlerweile läuft sie über die Felder, in Wiesen und Wäldern nur noch mit einer Erkennungs-App herum. Sie ist eingetaucht in eine Welt, in der es keine Unkräuter gibt und jede Pflanze einen tieferen Sinn hat.
„Ich bin wirklich immer begeisterter von der Welt, in der wir leben. Von den unglaublichen Kräften und Wirkweisen, die einfach so um uns herum sind – versteckt in Pflanzen. Giersch, auch für mich vorher nur ein Unkraut, wurde zu Salat. Bei einem Mückenstich kann man einfach nur ein Spitzwegerichblatt nehmen und die Stelle damit einreiben. Das hilft genauso gut wie eine herkömmliche Salbe. Und zur Hustenzeit ist der Gundermann erntereif. Das ist doch unglaublich!
Es würde mich super freuen, wenn viel mehr Menschen wüßten, was um uns herum so alles wächst und uns ganz natürlich helfen kann. Viele Heilpflanzen sind ja im wahren Wortsinn zum Greifen nah.“
Ähnlich nah lag dann auch ihre neue Berufsbezeichnung „Heilpflanzenfotografin“ und ihre Präsenz auf Instagram im Frühjahr 2020. In kürzester Zeit hatte sie die ersten 1.000 follower, bekam viele begeisterte Komplimente zu ihren Fotos, erhielt Anfragen und Aufträge: von Arztpraxen, Heilpraktikerinnen und Heilpraktikern.
„Diese Resonanz hat mich umgehauen. Es geht mir allerdings nicht darum, dass man mir ein Kompliment macht, sondern dass man die Pflanze erkennt und als Kostbarkeit schätzt. Ich glaube, dass sich mein Staunen, die Ergriffenheit und Wertschätzung in meinen Fotos mitteilt. Meine Fotos entstehen ja durch eine Art Kommunikation mit diesen Schöpfungswesen. Sie so genau zu betrachten ist ja auch eine Art Auseinandersetzung, ein Kennenlernen. Und dieses Kennenlernen setzt sich fort: Wow, das ist Schnittlauch? Eine Knospe? Das verwende ich doch…
Mich macht es glücklich, wenn aus diesem Staunen Wertschätzung wird – für die Natur, die uns umgibt. Für ihre Schönheit. Dass man berührt wird von dem Wunder. Achtsamer wird im Umgang mit ihr, mehr Bewusstheit entsteht. Häufig trampelt man ja über Pflanzen hinweg. Doch sie richten sich wieder auf. Sind weiter für uns da. Alle unsere Heilpflanzen sind Geschenke.“
„Ich glaube, wir sollten uns alle wieder ein wenig mehr mit der Natur verbinden. Mehr mit ihr leben, in ihr leben und ihrem Rhythmus folgen. Und möglichst auch nur Natürliches zu uns nehmen, uns sozusagen die Natur einverleiben. Zum Beispiel die Brennnessel. Ich habe sie schon oft verarbeitet, weil in ihr unglaublich viel Vitamin C und Bitterstoffe drin stecken. Alleine das kann bereits die Balance in einem (leider zumeist) übersäuerten Magen wieder herstellen.
Für unser Wohlbefinden können wir ganz viel tun. So ist man auch viel besser auf all das vorbereitet, was noch kommt. Selbst auf das, was man nicht beeinflussen kann.
Gibt es Pläne für das neue Jahr? Was wünscht Du Dir? „Es gibt Affirmationskarten für Kinder von mir. Ich möchte mehr davon gestalten, positive Gedanken verbreiten und Mut zum eigenen Sein machen. Ich möchte aber auch noch viel mehr Porträts fotografieren: Menschen, Pflanzen, Städte, Dinge. Es fordert mich heraus. Es macht mich glücklich, Es ist so spannend. Zu sehen und im Foto festzuhalten, was da ist, aber kaum bemerkt wird. Nicht zu werten, in jedem die Einzigartigkeit erkennen und gleichzeitig das Verbindende sehen. Ich nenne es „das Leuchten“. Es ist mir sehr wichtig, dieses persönliche Leuchten zu zeigen, es in meinen zwei Kindern, in meinem Mann, in mir und in meiner Arbeit zu entwickeln und zu zeigen.
Wir sind ja alle Menschen, das verbindet uns. Doch jeder einzelne ist einzigartig. Bei Pflanzen ist es auch so. Es gibt z.B. den Sonnenhut, davon gibt es zig Pflanzen. Doch jenseits der Gemeinsamkeiten unterscheidet sich jeder Sonnenhut von einem anderen Sonnenhut. Auch in seiner Entwicklung. Also als Sproß, als Knospe, beim Verblühen usw.
Und natürlich werde ich mich auch weiter mit Heilpflanzen beschäftigen und verstärkt Seminare über Wildkräuter besuchen.“
Lieben Dank, Carolin, für dieses Gespräch.
Wir wünschen Dir dabei viel Freude, neue Erkenntnisse und Erfüllung.
Wer mehr über die Heilkraft der Pflanzen erfahren möchte, bereits Heilpraktikerin oder Heilpraktiker ist oder auf dem Weg dorthin, der kann am 30. Januar 2022 bei unserem Einführungsseminar „Phytotherapie“ erste theoretische und praktische Erfahrungen sammeln. Und vielleicht wird dann auch der Wunsch nach einer Fachausbildung geweckt. Sie beginnt am 2. April. Vorab empfiehlt sich auch unser Infoabend online am 10. Februar um 19.00 Uhr. Melde Dich dazu einfach über unsere Homepage an.
Euch allen auch ein gutes und erfülltes neues Jahr!
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